Gedanken zwischen Himmel und Erde 2025

Geistliche Impulse

3. Mose 19,32 „Steht ehrerbietig auf, wenn ein Mensch mit grauem Haar zu euch tritt. Begegnet den Alten mit Achtung und fürchtet euren Gott. Ich bin der Herr!“

Impuls August 2025

Mein Patenonkel Rudolf, nach dem ich meinen zweiten Vornamen erhalten habe, feiert diesen Monat seinen 91. Geburtstag. Nur wenige Menschen erreichen ein solch hohes Alter. Wenn wir an einen 91-Jährigen denken, dann stellen wir uns vielleicht einen gebrechlichen, vergesslichen alten Mann vor, der auf Unterstützung angewiesen ist. Nicht so bei meinem Patenonkel. Er wohnt die meiste Zeit des Jahres in seiner Gartenanlage und versorgt sich komplett selbstständig. Nur an strengen Wintertagen, wenn die Wasserleitung über einen längeren Zeitraum eingefroren ist, zieht er für einige Wochen in sein Haus im Ortskern. Jeden Morgen beginnt er mit einem Gebet und dem Lesen in der Bibel. Anschließend schwimmt er einige Runden in seinem überdachten Pool, der mit Seewasser aus der Beregnungsanlage gefüllt ist. Oft sieht man ihn auf einer Leiter stehen, um Äste von Bäumen zu entfernen oder Hecken zu schneiden. Das Schnittgut fährt er anschließend mit seinem Mopedauto zur Kompostanlage. Auf dem Rückweg schaut er gerne bei seinen Urenkeln vorbei oder besucht Freunde und Bekannte in der näheren Umgebung. Es ist eine echte Wohltat, sich mit meinem Patenonkel zu unterhalten! Er ist wie ein lebendes Geschichtsbuch und kennt sich auch bestens in der aktuellen Politik aus. Gerne erzählt er aus seiner Kindheit und Jugend.

Eine seiner Geschichten rührt mich immer wieder zu Tränen. Er verbrachte seinen neunten Geburtstag zusammen mit seiner Oma im Keller. In dieser Nacht legten die Alliierten seinen Heimatort in Schutt und Asche. Als der Bombenangriff begann, bat seine Oma ihn, sich auf den Strohsack am Boden zu legen. Anschließend legte sich die ältere Dame auf ihn. Als der kleine Rudolf fragte, weshalb sie das tat, antwortete sie: „Ich bin schon alt, aber du hast dein Leben noch vor dir!“ Als der Angriff zu Ende war, lebte mein Pate zum Glück noch, seine Oma war hingegen verstorben. Er ist nun mehr als zehnmal so alt wie in der Nacht des Luftangriffs und hat es vor einigen Monaten in die Lokalpresse geschafft, als er als ältester Tänzer mit seiner Urenkelin eine Tanzrunde bestehend aus Walzer, Rheinländer und Schottisch auf dem Kirchweihfest tanzte. Ein echter Power-Rentner!

Im Alter gesund zu sein und zu bleiben ist ein hohes Gut und sicher keine Selbstverständlichkeit. In jungen Jahren denken nur wenige über Krankheiten und das Älterwerden nach. Unsere Gesellschaft und vor allem die Werbung vermitteln, dass wir eine junge und vitale Gesellschaft sind und bleiben wollen. Älterwerden ist in unserer Gesellschaft „uncool“. Längst ist 60 das neue 50 und 40 das neue 30! Die Tourismusbranche hat unzählige Reiseangebote für rüstige Mittsiebziger im Angebot, die sich Kreuzfahrten um die halbe Welt leisten können. Es könnte der Eindruck entstehen, dass es bei uns nur junge und junggebliebene Menschen gibt.

Bei genauerem Hinsehen stellen wir jedoch fest, dass die Realität anders aussieht. Wir sind eine überalterte Gesellschaft und nur wenige sind im hohen Alter so selbstständig und fit wie mein Patenonkel. Viele Menschen dieses Alters leben in Alten- und Pflegeheimen, sind seit Jahren schwer krank und auf Unterstützung und Betreuung angewiesen. Aus gutem Grund wünschen wir uns ab einem gewissen Alter zum Geburtstag nicht nur alles Gute, sondern auch viel Gesundheit.

Bei einem Vortrag eines großen Logistikunternehmens zum Thema Altersteilzeit und Vorruhestand rutschte der Referentin auf Nachfrage meines Freundes Markus L. aus Nürnberg eine erschreckende Antwort heraus – vielleicht zufällig, vielleicht aber auch ganz bewusst. Als Markus L. nachfragte: „Wie muss ich mir das vorstellen, wenn Sie von sozialverträglichem Ableben gegenüber dem Unternehmen sprechen?“, bekam er von der Referentin folgende Antwort: „Na, dass Sie an Ihrem letzten Arbeitstag vom Dienstrad fallen und dem Unternehmen nicht jahrelang auf der Tasche liegen.“ Ist das unser Bild von würdevollem Älterwerden?

In der Bibel finden sich Stellen, die sowohl die Ehrfurcht vor dem Alter als auch die Verpflichtung, sich um ältere Menschen zu kümmern, betonen. Ein älterer Mensch ist doch nicht weniger wert, nur, weil er nicht mehr in die Rentenkasse einzahlen oder sich nicht mehr selbst versorgen kann! Die Heilige Schrift fordert außerdem Respekt vor älteren Menschen, insbesondere angesichts ihrer Lebenserfahrung und Weisheit.

Viele Mitarbeitende der Diakonie Stetten kümmern sich respektvoll und mit großer Hingabe um ältere Menschen – sicher auch aus christlicher Überzeugung heraus. In den Einrichtungen der Diakonie Stetten entwickelte sich über viele Jahrzehnte hinweg eine Kultur der Ehrfurcht und Fürsorge gegenüber kranken und älteren Menschen sowie Menschen mit Behinderung. In 3. Mose 19,32 lesen wir dazu: „Steht ehrerbietig auf, wenn ein Mensch mit grauem Haar zu euch tritt. Begegnet den Alten mit Achtung und fürchtet euren Gott. Ich bin der Herr!“

Lassen Sie uns auch weiterhin respektvoll mit älteren Menschen sowie unseren Klientinnen und Klienten umgehen. Das ist gelebte christliche Nächstenliebe, von der unsere gesamte Gesellschaft profitiert.


Diakon Michael Merz

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Ein kleiner Schritt, ein weiter Blick.

Impuls Juli 2025

Ein besonderes Glück für Pfarrerinnen und Pfarrer ist, dass wir nicht nur die regelmäßigen, „normalen“ Sonntagsgottesdienste zu halten haben, sondern auch die besonderen. Die Übergänge, die oftmals auch die Höhen und Tiefen des Lebens ausmachen, werden häufig von Gottesdiensten begleitet. Taufen und Beerdigungen, Konfirmationen, Hochzeiten und Gedenktage, sowie Gottesdienste zum Beginn und Ende eines Schuljahres gehören dazu.  Auch wenn sie in unserer heutigen Gesellschaft seltener werden, markieren Gottesdienste doch noch oft einen wichtigen und feierlichen Übergang.

Unter den vielen verschiedenen Gottesdiensten die ich, über die vergangenen Jahre, als Pfarrerin halten durfte, ist mir der Schuljahresabschluss Gottesdienst der inklusiven Torwiesenschule besonders ans Herzen gewachsen. Zusammen mit der gesamten Lehrerschaft treffen sich Schüler*innen mit und ohne Behinderungen von der ersten bis zur neunten Klasse am letzten Schultag des Jahres in der Stuttgarter Kreuzkirche.  Am Ende des immer lebendig gestalteten Gottesdienstes werden die Viertklässler*innen nach vorne gebeten um feierlich verabschiedet zu werden. Nach einer Rede der Schulleiterin und einem Segen für den weiteren Weg, laufen die Grundschulabsolvent*innen unter aufgespannten, fröhlich geschmückten Bögen den Mittelgang der Kirche entlang, während der Rest der Gemeinde ein Abschiedslied singt.

Doch nicht nur für die Viertklässler*innen, sondern für alle gibt es in diesem Gottesdienst etwas zu feiern. Das Schuljahr ist vorbei. Jede und Jeder kann sagen, „ich habe etwas erlebt, erreicht, geschafft. Manches war schön und spannend. Manches schwer oder enttäuschend. Aber das Schuljahr ist nun abgeschlossen und jetzt kommt Neues und Anderes auf mich zu.“

Solche Gedanken gehören nicht nur in einen Schulabschlussgottesdienst. Dies sind Gedanken, die im Leben immer wieder auftauchen und Raum in unserer Seele und Psyche erfordern.  Ob am Ende eines Schuljahres, kurz vor dem Aufbrechen in den Jahresurlaub, an der Schwelle zu einem neuen (Lebens-) Jahr oder beim Eintritt in den Ruhestand tauchen solche Fragen auf. „Was habe ich in dieser letzten Zeit erreicht“ „War das, was ich gemacht habe, sinnvoll oder sogar sinnstiftend?  Erfüllend, erfreuend, erregend? Macht das, was ich tue oder getan habe, einen Unterschied in dieser Welt oder in einzelnen Menschen?“

Bei solchen Fragen gibt es keine richtigen oder falschen Antworten. Solche Gedanken bieten uns eine Zäsur, eine Gelegenheit anzuhalten und zu reflektieren. Wo komme ich her? Wofür bin ich dankbar? Was lasse ich gerne hinter mir? Was braucht noch meine Aufmerksamkeit? Wo gehe ich hin? Was nehme ich an und auf? Halte ich mein Kurs, oder muss/kann/will/darf ich justieren? Änderungen machen, neue Ziele setzen, weitere Horizonte suchen?

Gewiss denkt kein Viertklässler über solche Fragen nach. Zumindest nicht bewusst, oder mit genau diesen Worten. Die Sommerferien stehen vor der Türe und wenn sie durch die bunten Bögen im Kirchenmittelgang ziehen, dann ist höchstwahrscheinlich nichts anderes als Freude, Freiheit und Freibad in ihrem Sinn. Aber sie gehen mit und unter dem Segen Gottes. Der Segen, den sie gerade in dem besonderen Schuljahrschluss Gottesdienst empfangen haben. Ein Segen, der kein Schutzbrief ist, sondern eine Zusage.

Gott sagt uns mit dem Segen seine Bereitschaft zu, nicht nur unsere Vergangenheit im rechten Licht zu sehen, sondern auch mit uns in die Zukunft zu gehen. Den nächsten Schritt ermutigend und den weiten Blick eröffnend. 

Dass dieser Segen uns gilt, und was er für uns bedeuten kann, wird immer wieder in den „normalen“ Sonntagsgottesdiensten gepredigt, gelehrt und empfangen. In den Gottesdiensten, die zu den besonderen Anlässen des Lebens gehören, wird der Segen extra erteilt, bekräftigt, gefeiert. Denn er ist Reiseproviant für den Weg durch die weiterführende Schule des Lebens. Gott schenke uns die Weisheit Gebrauch davon zu machen.
 

Pfarrerin Nancy Bullard-Werner

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"Ein freundliches Wort ist wie Honig: angenehm im Geschmack und gesund für den Körper." (Sprüche 16,24)

Impuls Juni 2025

Freie Meinungsäußerung ist und war von jeher ein hohes Gut. Sich für gute oder böse Worte und Taten entscheiden zu können hat etwas mit unserem freien Willen zu tun. Demnach können wir unseren Mitmenschen jederzeit Komplimente zusprechen oder sie herrisch zurechtweisen, denn Worte können zerstörend wirken, ebenso aber auch wohltuend oder gar schmeichelnd für uns oder unser Gegenüber sein.

Auf der politischen Weltbühne erleben wir täglich was Worte auslösen und anrichten können. Welche Macht hinter Falschaussagen stehen. Was alles geschehen kann wenn eine Regierung, ein autoritäres System seine Stellung ausnutzt um gezielt Falschmeldungen und Propaganda zu verbreiten. Wie schnell sich über die sozialen Medien sog. Fake-News in Windeseile verbreiten lassen und nicht selten den gemeinen Mopp aufstacheln und so aus Falschmeldungen oder gezielten Aufforderungen gegen politische Gegner, anders Denkende oder religiösen Minderheiten böse Taten werden. Erschreckenderweise sind vielmals religiös motivierte Taten auf Fake-News aufgebaut mit verheerenden Folgen für andere religiöse Gruppierungen.

Ebenso gehen Zitate um die ganze Welt, wenn versöhnende Töne auf der politischen Weltbühne angeschlagen werden. Wenn freundliche Worte helfen, dass aus ehemaligen Gegnern und Feinden echte Freunde werden die auch in stürmischen Zeiten zueinander halten.

Denken wir z.B. an die deutsch-französische Freundschaft, der viele schreckliche Kriege vorausgehen mussten, die aber Gott sei Dank seit vielen Jahrzehnten gepflegt und vertieft wird. Die Worte Charles De Gaulles sind unvergesslich: „War es gestern unsere Pflicht, Feinde zu sein, ist es heute unser Recht, Brüder zu werden!“

Auch in der heiligen Schrift ist von freundlichen Worten die Rede. In Sprüche 16,24 lesen wir folgendes: „Freundliche Worte sind wie Honig: süß für den Gaumen und gesund für den ganzen Körper.“ Wenn wir uns diesen Bibelvers im wahrsten Sinne des Wortes wie Honig auf der Zunge zergehen lassen, werden wir feststellen, dass freundliche Worte sehr wohltuend für den ganzen Körper sind. Das sich die Süße und der gute Geschmack des Honigs vom Gaumen über den Kopf in den ganzen Körper ausbreitet und sich ein wohltuendes Gefühl in jeder Pore bei uns einstellt, ein Gefühl von Gesundheit. Vielleicht erinnern Sie sich an das eigene breite Grinsen, dass Sie als Kind hatten, nachdem sie den Löffel aus dem Honigglas zogen und abschlecken durften – einfach ein wunderbar wohltuendes Gefühl.

Leider kennen die meisten von uns auch Redensarten die im Zusammenhang mit Honig und „süßen Worten“ stehen, die eher negative Erinnerungen in uns hervorrufen. Wenn uns jemand „Honig ums Maul schmiert“, mit Komplimenten überschüttet die bei genauerer Betrachtung auf tönernen Füßen stehen. Dann merken wir schnell wie aus honigsüßen Worten, Worte werden, die uns innerlich verletzen und wie Bitterkräuter unangenehm aufstoßen. Besonders schmerzt uns dies wenn wir einer Person vertraut haben, wenn Freunde, Familienmitglieder oder Arbeitskollegen unehrliche Worte verwendet haben die uns schmeicheln sollten, aber die letztlich doch verletzten. Halten wir demnach fest. Es gibt echte, erst und gut gemeinte „Süße“ die wohltuend für uns ist. Und im Gegensatz dazu gibt es die bittere, verletzende, schlechte „Süße“ die uns schaden möchte, die es böse und gemein mit uns meint. 

Im Psalm 19 Vers 11 findet sich eine bemerkenswerte Aussage: „Die Gebote, die der Herr gegeben hat, sind richtig, vollkommen und gerecht. Sie lassen sich nicht mit Gold aufwiegen, sie sind süßer als der beste Honig.“ Die Gebote, die Worte Gottes sind das wohltuendste, das Beste was uns wiederfahren kann. In Gottes Wort zu lesen, es zu studieren ist der Inbegriff von „Süße und bestem Honig.“ Gott meint es unendlich gut mit uns, seine Worte und Zusagen sollen jeden Winkel unseres Körpers in Verzückung bringen. Doch weiß ich aus eigener Erfahrung, dass regelmäßiges Lesen in der Bibel nicht immer nur honigsüß ankommt. Vielleicht haben Sie es auch schon versucht regelmäßig in der Bibel zu lesen es aber eher als anstrengend empfunden. Ja sogar als Bevormundung und Eingriff in Ihr eigenes selbstbestimmtes Leben! Auch bleiben uns beim Lesen der Bibel mache Aussagen und Aufforderungen wie ein Kloß im Halse stecken und es ist wenig von einem wohltuenden Gefühl von Honigsüße zu spüren.

Trotzdem bin ich gewiss, dass durch regelmäßiges Bibellesen sich auch heute noch etwas in unserem Leben und Denken verändert, selbst, wenn wir die gelesenen Worte nicht gleich verstehen und eher als bedrohlich, bevormundend oder übergriffig empfinden.
Unter https://www.cza.de gibt es wunderbare Gedanken zur Tageslosung (einer kurzen Bibelstelle aus dem Alten und Neuen Testament), die mir schon des öffteren halfen schwer verdauliches der Bibel als honigsüß und hilfreich für meinen Alltag zu erleben. 

So wie uns manche Aussagen der Bibel nicht auf Anhieb schmecken, so schmecket hin und wieder auch unseren Mitmenschen die eine oder andere Aussage von uns sicher auch nicht. Aber ehrliche, erstgemeinte Worte, hilfreiche Kritik ist allemal besser als „Honig ums Maul zu schmieren.“ Das gilt für Gottes Wort an uns ebenso wie unsere Worte die wir unseren Mitmenschen zusprechen.

Ich wünsche Ihnen viele spannende Erfahrungen mit dem Wort Gottes und immer ein gutes Gespür im richtigen Moment das richtige zu Ihrem Mitmenschen zu sagen. Amen

Diakon Michael Merz
 

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„Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus. In seiner großen Barmherzigkeit hat er uns neu geboren. Denn er hat uns eine lebendige Hoffnung geschenkt, weil Jesus Christus von den Toten auferstanden ist.“ (Die Bibel, 1. Petrus 1, 3)

Impuls Mai 2025

Vor wenigen Wochen war Ostern. Wieder war es für mich ein Erlebnis, die leuchtenden, fröhlichen Kindergesichter zu sehen als die Ostereier im Garten gefunden wurden. Ausgelassene Freude bei Klein und Groß. Osterfreude pur. Schon in den Tagen vor Ostern herrschte bei meinen Kindern große Vorfreude. Nun ist Ostern vorbei, aber worüber freuen Sie sich? Worüber können Sie ausgelassen jubeln? An Ostern feiern wir die Auferstehung und in dieser nachösterlichen Zeit bis Pfingsten sind die Sonntage im Gottesdienst auch davon besonders geprägt. Wir feiern den lebendigen Gott, ihm jubeln wir für das zu, was er getan hat. Jubeln kann man nur, wenn man sich über etwas freut. Weshalb sollten wir Gott zujubeln? „Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus. In seiner großen Barmherzigkeit hat er uns neu geboren. Denn er hat uns eine lebendige Hoffnung geschenkt, weil Jesus Christus von den Toten auferstanden ist.“ (Die Bibel, 1. Petrus 1, 3). Wir können jubeln, weil Ostern uns echte Gewissheit schenkt. Es geht um die Hoffnung, die wir durch Kreuz und Auferstehung Jesu haben. Diese Hoffnung ist eine feste Gewissheit. Diese Freude, ob mitten im Leid oder mitten in der Normalität unseres Alltages kann uns niemand nehmen. Es ist die Freude, die von innen kommt. Freude, weil wir von Jesus geliebt und getragen sind. Freude, weil wir sicher sind, dass Jesus für jeden für uns gestorben ist. Freude, weil Jesus lebt. Darüber dürfen wir wirklich jubeln und leuchtende, fröhliche Augen bekommen, egal, wie alt wir sind. Es ist uns vielleicht auch gerade gar nicht nach Freude, weil uns zu viel beschwert. Sorgen, die uns niederdrücken oder auch weil wir ängstlich in die Zukunft sehen. Kann uns da nicht dieser Vers eine Gewissheit und Hoffnung schenken, die es wieder möglich macht, Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Eine Hoffnung, die uns durch manch tiefes dunkles Tal trägt?

Der erste Petrusbrief richtet sich an Christinnen und Christen, die in römischen Provinzen in Kleinasien, der heutigen Türkei leben. Diese Christinnen und Christen erleben, wie sie wegen ihres Glaubens ausgegrenzt und verfolgt werden. Die Menschen um sie herum, wollen mit ihnen nichts mehr zu tun haben. Die Behörden verfolgen sie. Die Christinnen und Christen, die um das Jahr 90 nach Christus leben, durchleben schwere Zeiten. Zeiten, die an die Substanz gehen. Zeiten, die einen auch an den Rand alle Kräfte und des Glaubens bringen können. An diese Christen in ihrer herausgeforderten Situation richtet sich der erste Petrusbrief. Was würden wir Menschen schreiben, die solch schwere Situationen durchleben? Petrus beginnt, wie damals üblich mit einer Lobpreisformel. Aber er geht noch weit darüber hinaus und legt dar, was der Grund all unserer Hoffnung und unserer Freude ist. Es geht ihm nicht um ein billiges Vertrösten, sondern um die Vergewisserung der Menschen: „Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus. In seiner großen Barmherzigkeit hat er uns neu geboren. Denn er hat uns eine lebendige Hoffnung geschenkt, weil Jesus Christus von den Toten auferstanden ist.“ Vielleicht verlieren wir diese Hoffnung angesichts mancher Ereignisse aus dem Blick. Wir müssen an diese Hoffnung erinnert werden. Diese Hoffnung lenkt unseren Blick weg von allem, was uns Angst macht. Was uns Sorgen bereitet. Was uns in unserem Alltag niederdrückt. Diese Hoffnung lenkt unseren Blick auf die Ewigkeit als Kinder Gottes. Als Erben, die Gott eingesetzt hat. Diese Hoffnung verändert.

Vielleicht geht es uns auch so wie in folgender Begebenheit: Bei einer Frau wird Krebs festgestellt und sie hat nur noch kurze Zeit zu leben. Ihr Arzt rät ihr, sich in der verbleibenden Zeit auf das Sterben vorzubereiten. So wendet sich die Frau an ihren Pfarrer und spricht mit ihm über die Beerdigung. Als das Gespräch eigentlich schon fast beendet war, sagte die Frau zu dem Pfarrer. „Noch eine Sache. Sie ist mir sehr wichtig. Ich möchte mit einer Gabel in meiner rechten Hand beerdigt werden.“ Der Pfarrer wusste nicht, was er sagen sollte. Noch nie hatte jemand einen so seltsamen Wunsch geäußert. Da erklärte ihm die Frau: „Bei all unseren Feiern in der Gemeinde, sei es bei unseren Gemeindeessen oder bei einem gemeinsamen Beisammensein im Hauskreis, war es meine größte Freude, wenn beim Abtragen der Teller gesagt wurde: ›Du kannst deine Gabel behalten.‹ Ich habe diese Worte geliebt, denn dann habe ich gewusst, dass noch etwas Besseres kommt.“

Jesus schenkt uns ein Leben mit ihm in Ewigkeit. Das ist die Perspektive unseres Lebens, die weit über unseren Alltag hinausgeht. Mit dieser Perspektive kann ich gut leben und sie hilft mir, manches, was ich jetzt erlebe anders einzuordnen. Da darf unser Herz auch vor Freude springen und hüpfen. Jesus lebt und durch seine Auferstehung wissen wir, dass was noch Besseres kommt. Deshalb können wir Gott zujubeln und auch leuchtende, fröhliche Augen haben, wie eben Kinder bei der Ostereiersuche.


Pfarrer Dr. Friedemann Kuttler

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Österlicher Widerstand - Schöne Tage, Schwere Botschaften

Impuls April 2025

In diesen schönen Frühlingstagen leisten (mit Erfolg) Vogelgezwitscher, Blütendüfte und warmen Sonnenstrahlen Widerstand gegen den Winter.  Ein Sinnesschmaus erfreut uns täglich und stärkt dabei die Lebenskraft. Zur Krönung des Frühjahrserwachens gehört das Osterfest. Frühling und Ostern. Sie passen bestens zueinander - oder, besser gesagt, sie würden bestens zu einander passen, wenn es nur nicht die Passionszeit davor gäbe.

Zum Christentum gehört neben dem Feiern von Ostern auch das Begehen der Passionstage. So schwer und unschön das Bedenken der letzten leidensvollen Tage Christi ist, umso wichtiger ist diese Botschaft für unsere Glaubenstradition. Denn ohne die Wahrnehmung der dunklen Seiten der menschlichen Existenzen und der Mangelhaftigkeiten des gesellschaftlichen Miteinanders, wäre das Christentum nichts anderes als eine Wohlfühlreligion oder ein ethischer Wegweiser.

Die dramatischen Geschichten der Karwoche (die Woche vor dem Osterfesnach dem althochdeutschen Wort „chara“ = Klage, Trauer) erzählen von den dunkelsten Tiefen des menschlichen Handelns. Von der persönlichen Ebene des Einzelnen bis zu dem höchsten Niveau der politischen und religiösen Institutionen werden Unzulänglichkeiten, Verfehlungen und glattes Versagen aufgezeigt. In diesen Geschichten sehen wir unverschont wozu wir Menschen fähig sind. Wir sehen aber auch wozu Gott fähig ist. Wir sehen in Jesus Christus einen Gott, der mit uns Menschen leiden kann und dazu auch bereit ist. Uns zu Gute.

Bis zum Tod leidet Jesus und durch den Tod hindurch kämpft er. Ob wortwörtlich oder eher metaphysisch zu verstehen, diese Geschichte befestigt das Christentum als eine Religion des Widerstands. Widerstand gegen alles, was tödlich und zerstörerisch ist. Widerstand gegen alles, was ein Menschenleben mindern oder abwerten will. Widerstand gegen alles, was das gemeinsame Leben auf dieser Erde zerstören kann. Widerstand gegen alles, was uns Menschen von unserem Schöpfer trennt.

In diesen schönen Frühlingstagen flattern Tag für Tag schwere Botschaften ins Haus. Zölle, drohende Handelskriege, militärische Aufrüstung und wachsende Zustimmung für populistische Politiker*innen. Dass aus der damalige Karwoche so etwas wie ein gegenwärtiges „Karjahr“ werden könnte, ist zu befürchten.

Und doch, Gott sei Dank, sind wir nicht ganz den schlechten Nachrichten ausgeliefert. Wir haben die Tradition des österlichen Widerstands. Dass dieser Widerstand auf vielfältige Art und Weise geleistet werden kann schreibt die Autorin Loryn Brantz:

„In Zeiten von Hass

ist Liebe ein Akt des Widerstands.

In Zeiten von Furcht

ist Glaube ein Akt des Widerstands.

In Zeiten von Fehlinformation

ist Bildung ein Akt des Widerstands.

In Zeiten von schlechter Führung

ist Gemeinschaft ein Akt des Widerstands.

In Zeiten wie diesen

ist Freude ein Akt des Widerstands.

Lass uns widerstehen.“

Allen ein frohes, widerstands-starkes Ostern in diesen schönen Tagen mit schweren Botschaften!

Wer mit anderen an dem Gedicht von Loryn Brantz weiterschreiben will, kann das tun auf der Website,
dort gibt es viele Impulse zum Widerstand:  https://www.da-zwischen.community/widerstand-fuer-die-hoffnung/


Pfarrerin Nancy Bullard- Werner

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"Ist für uns Christen nicht das ganze Jahr über Ostern?"

Impuls März 2025


Liebe Leserinnen und lieber Leser,

mit dem Aschermittwoch am 05. März beginnt die diesjährige Fastenzeit. Die Zeit, in der Jesus Christus sich und seine Jünger auf das vorbereitet, was sie aber vor allem ihn an Ostern erwartet. Zugegeben, kalendarisch ist Ostern erst in rund sieben Wochen, aber ist für uns Christen nicht das ganze Jahr über Ostern und wir können nicht schweigen von der Auferstehungsfreude die in uns steckt?

Im Johannesevangelium heißt es in Kapitel 11, Vers 25-27: „Jesus spricht zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, ob er gleich stürbe; und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben. Glaubst du das? Sie spricht zu ihm: Ja, Herr ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommt.“

In diesen wenigen Versen steckt viel über das Wesen Jesu, über den Trost, den nur er geben kann, und über seine Beziehung zu uns Menschen. Diese wenigen Verse bringen das Thema des Glaubens an ihn und seiner Freundschaft zu uns auf den Punkt. Es geht Jesus um das Hier und Jetzt und um die Gemeinschaft mit ihm in der Ewigkeit, die nur er uns schenken kann.

Das ist ein bleibender Grund zur Freude, eine bleibende Auferstehungsfreude, die nicht nur in der Osterzeit gilt.

Marta, die Schwester des Lazarus, den Jesus kurz nach dem eben geschilderten Wortwechsel auferweckt, hat ein tiefes und festes Vertrauen zu Jesus, ihrem Herrn und Meister. Sie weiß genau, dass Gott alles tun wird, worum sein Sohn Jesus ihn bittet! Sie trägt eine innere Gewissheit in sich, dass sie Jesus in jeder Lebenslage voll und ganz vertrauen und sich auf ihn verlassen kann.

Traut sie ihm auch zu, dass er ihren Bruder aus dem Grab auferwecken kann - obwohl er vier Tage tot ist und schon stinkt? Werfen Sie gerne einen Blick in das 11. Kapitel des Johannesevangeliums um zu erfahren wie die Geschichte weiterging.

Schauen wir ein wenig weg von dieser Geschichte in Bethanien, dem Dorf, in dem einst Maria, Marta und Lazarus lebten - und hin auf unser eigenes Leben, auf unsere eigene Beziehung zu Christus im Hier und Jetzt.

Was sind meine tiefsten Anliegen, die ich heute habe und vor Jesus bringen möchte? Wo erwarte ich von Christus konkrete Hilfe und Unterstützung für mein Leben? Habe auch ich die tiefe innere Gewissheit, dass ich Jesus in jeder Lebenslage voll und ganz vertrauen und auf ihn bauen kann?

Sagt nicht Jesus: „Ich bin die Auferstehung und das Leben!“ Dann dürfen auch wir heute gewiss sein: Die Auferstehung beginnt mit Christus schon heute, im Hier und Jetzt - nicht erst nach dem irdischen Tod, nicht erst irgendwann.

Diese Auferstehungsgewissheit und das klare Ja Jesu zu meinem Leben darf mir schon heute zuteilwerden und mein tägliches Leben stärken.

Wenn wir uns die drei Verse aus dem Johannesevangelium genauer anschauen, stellen wir fest, dass Marta ein klar formuliertes Glaubensbekenntnis ausspricht.

Sie sagt zu Jesus: „Ja, Herr, ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt gekommen ist.“

„Ja, Herr, ich glaube...“ Wie sieht mein persönliches Bekenntnis zu Christus aus? Was kann oder will ich ihm heute sagen? Wann und wo komme ich mit anderen Menschen über dieses Bekenntnis ins Gespräch und bekenne öffentlich meinen Glauben an Christus?

Nur 47 % der Bundesbürger bringen die Auferstehung Jesus in Verbindung mit Ostern. Ich lade Sie demnach ein, die Frohe Botschaft von der Auferstehung nicht für sich zu behalten, sondern sie in die Welt hinauszutragen, damit für ganz viele Menschen zu jeder Zeit ihres Lebens Ostern ist.

Mit freundlichen Grüßen

Michael Merz,
Diakon im PED (Pfarramtliche Dienste, Ethik und Diakonisches Profil)

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"Eine Bitte noch, Herr Präsident…"

Impuls Februar 2025

„Lassen Sie mich, Herr, Präsident, eine letzte Bitte äußern“

Mit diesen Worten gewann am 21. Januar 2025 Bischöfin Mariann Edgar Budde die ungeteilte Aufmerksamkeit des neu im Amt eingesetzten US-amerikanischen Präsidenten. Mit diesen Worten gewann sie ebenfalls die Aufmerksamkeit von Christinnen und Christen überall auf der Welt.  Mit diesen Worten brachte Bischöfin Budde in ihrer Predigt anlässlich der Amtseinsetzung des Präsidenten, eine Bitte vor. Eine Bitte um Barmherzigkeit für Menschen, die in den USA Angst haben. Angst vor Diskriminierung. Angst vor Deportation.

Selten haben „Geistliche“ die Gelegenheit, auf Augenhöhe vor den Mächtigsten dieser Welt zu stehen und aus ihren Herzen und ihrer Glaubenstradition heraus ihnen ins Gewissen zu reden. Möglicherweise weil die Bitte der Bischöfin den neuen Präsidenten nicht besonders begeistert hat, begeisterten ihre Worte viele gläubige Menschen um die Welt. Ihre geistreichen Gedanken erinnerten Menschen aller Glaubenstraditionen, dass neben dem Glauben an Gott, die Achtung und Fürsorge für unsere Mitmenschen von zentraler Bedeutung ist.

„Ich bitte Sie, Herr Präsident, Barmherzigkeit zu verüben“.  So erinnerte Bischöfin Budde den Präsidenten und alle weiteren Anwesenden an einen Grundgedanken der Bibel. Nämlich, dass Gottes Freundlichkeit uns Menschen gegenüber richtungsweisend für unser Handeln an unseren Nächsten ist. Weil Gott uns achtet und annimmt, haben wir den Auftrag und die Befähigung unsere Mitmenschen ebenso zu achten und anzunehmen. „Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat“, schreibt der Apostel Paulus an die christliche Gemeinde in Rom (Röm 15,7).

Doch um Beliebigkeit und Naivität zu vermeiden, schrieb Paulus auch „Prüft aber alles und das Gute behaltet“ (die Jahreslosung für 2025).  Zwischen der Amtseinsetzung im Januar in den USA und der Wahl eines Kanzlers hier in Deutschland Ende Februar, ist es eine kluge Sache, diesen Spruch um die Prüfung aller Dinge, im Herzen und im Kopf zu behalten. Prüfet alles und behalte das Gute. Behalte das, was barmherzig ist. Behalte das, was den Menschen dient und das Zusammenleben in der Gesellschaft fördert.

Darauf hat Bischöfin Budde abgezielt. Auf ein Staatsoberhaupt, das die Würde und die Sicherheit der Menschen in seinem Land – und darüber hinaus – schützt.  In den Turbulenzen unserer Zeit brauchen wir solche prophetischen Worte. Worte und Gedanken, die wie ein Kompass wirken und uns an das Wesentliche in unserem Zusammenleben erinnern.

Eine Mariann Edgar Budde kann nicht jeder von uns sein. Aber dort, wo wir leben und handeln und wirken, können wir versuchen mutig zu sein und dafür einzustehen, wenn Barmherzigkeit, Mitleid und Menschenfreundlichkeit gebraucht werden. Es muss nicht ein mächtiger Präsident sein, der uns dazu bewegt. Eine Bewohnerin, ein Klient, eine Kollegin, ein Freund, ein Fremder auf der Straße, oder auch sich selbst gegenüber würde reichen.

Gottes lebensliebender Geist möge uns die Kraft und Mut dazu geben.


Pfarrerin Nancy Bullard-Werner

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„Prüft aber alles, und das Gute behaltet.“ (1. Thess 5, 21)

Impuls Januar 2025

„Kann ich das glauben? Ist das wahr?“ In Zeiten von Fake-News und ChatGPT ist es ziemlich schwer zu beurteilen, was wahr ist und was ich glauben kann. Nicht alles kann ich immer nachprüfen, was mir so erzählt wird. Auf der anderen Seite prüfe ich dann wieder manches sehr genau. Wenn ich ein gebrauchtes Auto kaufe, dann prüfe ich sehr genau, was mir der Verkäufer da verkaufen will. Ich will ja schließlich keinen Schrott kaufen. Für manche ist das Prüfen von Zahlen, Rechnungen, technischen Geräten Tagesgeschäft. Fehler und Schäden werden entdeckt und behoben. Wenn ich so darüber nachdenke, dann merke ich, dass ich nicht immer alles so prüfen kann, sondern mich auch auf andere einfach verlasse. Ich muss mich darauf verlassen, dass es andere gutmachen und gut geprüft haben.

Über dem Jahr 2025 steht die Jahreslosung aus dem ersten Brief des Paulus an die Thessalonicher (1. Thess 5, 21): „Prüft aber alles, und das Gute behaltet.“ Der Apostel Paulus schreibt diesen Satz die Gemeinde in Thessaloniki. Ich finde das bemerkenswert, dass der Apostel Paulus, der eine wirklich geistliche Autorität war, dies so sagt. Es hätte mich auch nicht verwundert, wenn er gesagt hätte, dass die Thessalonicher ihm alles glauben können. Aber er fordert sie stattdessen auf zu prüfen. Meinen Konfirmandinnen und Konfirmanden habe ich auch immer gesagt: „Ihr dürft alles anzweifeln, was ich sage.“ Mit großen Augen haben sie mich dann immer angeschaut. Es geht gerade im Glauben an Jesus Christus darum, dass wir selber wissen, warum wir glauben. Es geht nicht darum, anderen etwas nachzuplappern, sondern dass wir selber zu einer tiefen Überzeugung kommen. Dem Geprüften und für Gut befundenem einen Platz in meinem Herzen einräumen. „Prüft aber alles, und das Gute behaltet.“

In der Bibel wird von Menschen berichtet, die ihren Glauben an Gott leben. Menschen, die im Glauben scheitern. Menschen, die zweifeln. Menschen, die mit Gott hadern. Menschen, die voller Vertrauen auf Gott alles Stehen und Liegen lassen, um Gottes Ruf zu folgen. Es sind Menschen, die Gott auch prüfen, ob er wirklich hält, was er verspricht. Das gibt mir Mut, auch meinen Glauben immer wieder zu hinterfragen. Wenn ich in dann meinen Fragen oder Zweifeln auf den Grund gehe, um sie zu prüfen, dann merke ich, wie mein Glaube wächst. Wie das Glaubensfundament stabiler und fester wird. Ich finde es genial, dass Gott sich von uns auch prüfen lässt. Im Gegensatz zu uns Menschen hat Gott keine Angst vor Prüfungen. Manche dieser Prüfungen zeigt sich dann mitten im Leben. „Prüft aber alles, und das Gute behaltet.“

Das griechische Wort für „prüfen“ bedeutet auch bewähren. Das fällt vielleicht manchmal leichter. Wenn wir in unserem Leben zurückblicken, was sich bewährt hat, dann wird das für uns zur Überzeugung. An dieser Überzeugung halten wir fest, darauf bauen wir. Paulus geht es darum, dass wir ein festes Lebensfundament haben. Es geht darum, dass wir – auch wenn es anstrengend und herausfordernd ist – zu Überzeugungen kommen, die wahr sind. Überzeugungen, die wir glauben können. Manchmal ist es auch gut, das eigene Leben und Verhalten zu prüfen. Entsprechen mein Leben und mein Verhalten noch meinen Idealen, wie ich leben will? Als Christen fragen wir, ob mein Leben und Verhalten dem entspricht, was Gott will? Vielleicht ist es dann auch mal dran, dass wir unser Leben entrümpeln. Entrümpeln, damit das Gute wieder sichtbar wird. Das wäre auch ein guter Vorsatz für das neue Jahr. „Prüft aber alles, und das Gute behaltet.“


Pfarrer Dr. Friedemann Kuttler

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