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„Nicht so viel gestikulieren“ - Videos in Leichter Sprache ermöglichen Teilhabe

Kernen-Stetten, 24. Mai 2022 – Am 28. Mai ist internationaler Tag der Leichten Sprache. Das Team des Büros für Leichte Sprache der Diakonie Stetten setzt sich dafür ein, dass wichtige Themen für alle Menschen leicht verständlich sind. Dabei geht es nicht nur um die gesprochene Sprache, sondern zum Beispiel auch um eine klare Körper- und Bildsprache. Vor Kurzem übersetzte das Team für die Gedenkstätte in Grafeneck mehrere Videos in Leichte Sprache.

„Raumgreifend zu gestikulieren, lenkt vom gesprochenen Text ab“, sagt Beate Fischer vom Büro für Leichte Sprache, „und zu starker Dialekt ist auch nicht ideal.“ Die Leiterin des Büros für Leichte Sprache der Diakonie Stetten gestaltete gemeinsam mit ihrer Kollegin Frauke Jessen-Narr einen Workshop für ein Team, bestehend aus Mitarbeitende der Gedenkstätte Grafeneck und einem Filmteam, das für die Gedenkstätte Videos in Leichter Sprache entwickelt. Schnell wurde klar: Um Videos leicht verständlich zu machen, gilt es einiges zu beachten.

Im Bild sollte zum Beispiel nur das zu sehen sein, über das auch gesprochen wird. Die Kameraführung sollte ruhig sein und Ortswechsel müssen erklärt werden.

Vor dem Workshop hatte das Team des Büros für Leichte Sprache bereits die bestehenden Texte und Videos der Gedenkstätte gesichtet und in Leichte Sprache übersetzt. Das letzte Wort hat dabei immer die Prüfgruppe aus Menschen mit geistiger Behinderung. „Wir fragen immer: ‚Habt ihr das verstanden? Oder müssen wir das besser erklären?' “, erzählt Beate Fischer. „Erst wenn die Mitglieder der Prüfgruppe sagen: ‚Das verstehen wir gut‘, ist ein Text fertig.“ Die Videos der Gedenkstätte Grafeneck waren dabei eine besondere Herausforderung für die Prüfgruppe, berichtet Beate Fischer weiter. Schließlich wurden in Grafeneck in der Zeit des Nationalsozialismus Menschen mit Behinderung systematisch ermordet. „Alle Mitglieder der Prüfgruppe fanden das Thema wichtig und waren stolz, bei dem Projekt mitzumachen, aber wir mussten unsere Prüfgruppe auch emotional begleiten.“

„Wir wollen, dass wichtige und interessante Dinge für alle Menschen verständlich sind“, ergänzt Frauke Jessen-Narr. „Da immer mehr Informationen über Videos transportiert werden, müssen auch Videos so gemacht werden, dass sie von Menschen mit einer Beeinträchtigung oder Menschen, die eine Sprache nicht gut sprechen, verstanden werden können.“

„Wir sind begeistert von der Zusammenarbeit mit dem Büro für Leichte Sprache“, freute sich Kathrin Bauer, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Gedenkstätte Grafeneck. „In Grafeneck gibt es seit 2016 das Projekt ‚Barrierefreie Gedenkstätte‘. Rund 10 Prozent unserer Angebote sind bereits in Leichter Sprache und das Interesse an diesen Angeboten ist groß. In der Corona-Zeit sind Videos für Besucher entstanden, die wir nun in Leichte Sprache übersetzen möchten.“

Mit den neuen Erkenntnissen aus dem Workshop des Büros für Leichte Sprache sollen im Sommer die Videos in Leichter Sprache gedreht werden. Das letzte Wort hat dabei wieder die Prüfgruppe. Erst, wenn die Experten in eigener Sache sagen: „Das verstehen wir, das ist gut erklärt“, sind die Videos fertig.

Angebote des Büros für Leichte Sprache

Das Büro für Leichte Sprache gehört zum Interdisziplinären Fachdienst FABIAN der Diakonie Stetten und bietet seit dem Frühjahr 2021 Übersetzungen in Leichte und einfache Sprache an. Ein Team aus Mitarbeitenden mit und ohne Behinderung übersetzt Texte aller Art, zum Beispiel behördliche Schreiben, Verordnungen, Verträge, aber auch Infobroschüren und Texte für Internetseiten, entsprechend der Regeln für Leichte Sprache und prüft sie auf gute Verständlichkeit. Auch Beratungen und Schulungen zu den Regeln und zur Umsetzung der Leichten Sprache werden angeboten. Ermöglicht wird dieses Angebot durch eine Projektförderung der Aktion Mensch.

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