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„Was ist uns Pflege Wert? Das Maß ist voll!“ - Geschäftsführung des Alexander-Stifts weist mit einer Banner-Kampagne auf die prekäre Situation in der Pflege hin

Kernen-Stetten/Korb/Mundelsheim, 30.06.2022 - Im Rahmen der Kampagne „WertVoll – 5 nach 12“ weisen Gaby Schröder, Geschäftsführerin des Alexander-Stift und Carmen Klump, stellvertretende Geschäftsführerin, auf die prekäre Situation in der Pflege hin. Bei einem Pressetermin erläutern sie ihre Forderungen an die Politik und erklären, warum sich die Rahmenbedingungen in der Pflege dringend ändern müssen.

Unter dem Motto „Was ist uns Pflege Wert? Das Maß ist voll!“ machen Vertreter der Pflege bereits seit mehreren Monaten auf die Probleme in der Pflege aufmerksam. Die Initiative geht unter anderem auf Peter Koch, Vorsitzender des Pflegebündnisses Mittelbaden, zurück. Mit Plakaten und Bannern an den Hauswänden der Gemeindepflegehäuser und Seniorenzentren möchte auch das Alexander-Stift auf die prekäre Situation in der Pflege hinweisen und stellt klare Forderungen an die Politik.

„Es ist höchste Zeit, gemeinsam mit den Altenhilfeträgern die Rahmenbedingungen in der Pflege zu verändern“, sagt Gaby Schröder, Geschäftsführerin des Alexander-Stift. „Die Problematik in der Pflege ist kein neues Phänomen. Unsere Mitarbeitenden waren bereits vor der Corona-Pandemie am Limit. Wir können unseren Mitarbeitenden nicht noch mehr zumuten. Es muss endlich etwas passieren.“

Ein großes Aktionsbanner mit der Aufschrift „Was ist uns Pflege wert? Das Maß ist voll!“ hängt nun an der Hauswand des Gemeindepflegehauses in Korb. Die Kampagne läuft auch an weiteren Standorten des Alexander-Stifts, darunter auch das Gemeindepflegehaus in Mundelsheim.

„Unsere Mitarbeitenden setzen sich jeden Tag mit Herz und Verstand für unsere Bewohnerinnen und Bewohner ein. Nicht umsonst haben sie diesen besonderen Beruf gewählt. Wir dürfen nicht vergessen, wie wertvoll diese Menschen für uns alle sind – da reicht es nicht, einmal in einer Pandemie zu klatschen“, so Gaby Schröder. „Die aktuelle Situation in der Pflege und der sich immer weiter zuspitzende Fachkräftemangel führen dazu, dass wir Plätze nicht mehr belegen können und Angehörige, die dringend nach einem Platz suchen, vertrösten müssen.“ Man müsse sich deshalb jetzt überlegen, welchen Stellenwert die Pflege und die Beschäftigten in der Pflege haben sollen und wie eine Kehrtwende möglich ist.

Konkret nennen Gaby Schröder und Carmen Klump dazu folgende Punkte:

  • Sofortige Flexibilisierung der Fachkraftquote: Der Fachkräftemangel hat sich in den vergangenen zwei Jahren noch weiter verschärft. Die Anzahl der verfügbaren Pflegefachkräfte reicht nicht mehr aus, um dem steigenden Bedarf an Pflegeplätzen in der Bevölkerung gerecht zu werden. Um dem zu begegnen sollte die Landespersonalverordnung mit einem Modell für eine temporäre Flexibilisierung der Fachkraftquote ergänzt werden. Selbstverständlich ohne Qualitätsverlust für die Bewohner*innen.
     
  • Wirtschaftliche Kompensation bei temporärem Aufnahmestopp: Bei nicht besetzten Stellen sind die Einrichtungen gezwungen, einen temporären Aufnahmestopp zu erlassen. Die dadurch entgangenen Einnahmen müssen bei den Vergütungsverhandlungen berücksichtigt werden. Gleiches gilt für die Berücksichtigung von erhöhten Kosten für Zeitarbeit.
     
  • Abbau der Hürden bei Einreise ausländischer Fachkräfte: Die Anerkennung von Zeugnissen für Menschen aus Drittstaaten, die eine Ausbildung machen möchten, dauert 8 – 10 Monate. Dazu muss das Zeugnis in beglaubigter Papierform vorliegen. Das Einholen von Aufenthaltserlaubnis und die Abstimmung mit behördlichen Stellen erfordert einen enorm hohen bürokratischen Aufwand. Dadurch gehen uns potentielle Fachkräfte verloren.
     
  • Bessere Rahmenbedingungen für die Ausbildung: Die Ausbildung zur Pflegefachkraft kann seit der Einführung der Generalistik nur noch mit dem Abschluss mittlere Reife absolviert werden. Dies führt zu weiteren Einschränkungen bei der Suche nach neuen Auszubildenden. Hinzu kommt, dass nach wie vor zu wenig Pädiatrieplätze vorhanden sind. Weiterhin muss das Gehalt von Auszubildenden in der Pflege und in der Klinik einheitlich gestaltet werden.
     
  • Mehr Unterstützung und Wertschätzung für die durch Corona bedingten Herausforderungen: Seit Beginn der Pandemie kamen laufend neue Aufgaben und Regelungen auf unsere Mitarbeitenden zu. Testungen, Zugangskontrollen, der steigende bürokratische Aufwand durch Meldungen sowie die Umsetzung der Verordnungen mussten bei der bereits sehr dünnen Personaldecke zusätzlich kompensiert werden. Hinzu kommt die Einführung und harte Durchsetzung der einrichtungsbezogenen Impfpflicht. Auch hier fokussiert sich der Gesetzgeber auf die Mitarbeitenden in der Pflege, ohne dabei die Gesamtbevölkerung in die Pflicht zu nehmen. Im Umkehrschluss wird der Personalmangel verschärft und die Attraktivität des Pflegeberufs sinkt weiter.
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