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Kreative Betreuung in Corona-Zeiten - Azubis schreiben Briefe an Bewohner

Kernen/Waiblingen/Ludwigsburg, 15. Juni 2021 – „Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen.“ Frei nach diesem Motto hat sich zwischen dem Alexander-Stift und dem Berufsbildungswerk Waiblingen (BBW) im Rahmen der Altenpflegehilfe-Ausbildung eine neue Form des Theorie-Praxis-Transfers entwickelt. Nachdem die Praxiseinsätze aufgrund der Pandemie nicht wie geplant stattfinden konnten, entschlossen sich die Auszubildenden, den Bewohnern im Alexander-Stift Briefe zu schreiben.

„Ich habe schon so lange keine Post mehr bekommen“, sagt eine Bewohnerin im Alexander-Stift in Ludwigsburg-Eglosheim und hält strahlend den grünen Umschlag in die Luft. Für sie und die anderen Bewohner ist es immer ein ganz besonderer Moment, wenn Vera Fröscher mit einem neuen Brief in der Hand zur Türe hereinkommt. Die Betreuungs- und Pflegefachkraft liest den Bewohnern die Briefe vor und redet mit ihnen über die Zeilen der Azubis. „Auf diese Weise regen wir die Kommunikation der Bewohner an. Gemeinsam gehen wir den Brief durch, halten Gedanken fest und überlegen, was wir zurückschreiben möchten“, erzählt Vera Fröscher. Nicht selten käme es vor, dass die Briefe Erinnerungen wecken und die Bewohner alte Geschichten aus ihrer eigenen Kindheit und Jugend erzählen. Dabei seien die Inhalte der Briefe ganz unterschiedlich. Von Erzählungen aus dem Alltag über Wünsche und Überlegungen sei alles dabei. „Mittlerweile sind hier richtige Brieffreundschaften entstanden“, freut sich Vera Fröscher. Das sei gerade in der aktuellen Zeit, in der die Kontakte stark eingeschränkt sind, besonders wertvoll.

Entstanden ist die Idee im Rahmen der Zusammenarbeit zwischen dem BBW und dem Alexander-Stift. Bereits seit Sommer vergangenen Jahres gehen die beiden Geschäftsbereiche der Diakonie Stetten bei der Ausbildung zum/ zur Fachpraktiker*in Hauswirtschaft und zum/ zur Altenpflegehelfer*in gemeinsame Wege. Um Theorie und Praxis bestmöglich miteinander zu verknüpfen, wurde ein Konzept erarbeitet, das eine möglichst praxisorientierte Ausbildung in realistischem Umfeld vorsieht.

Zum Hintergrund: Im Rahmen der zweijährigen Ausbildung zum/ zur Altenpflegehelfer*in qualifizieren sich die BBW-Azubis auch zur Betreuungskraft nach § 53c SGB XI (Der Paragraph 53c im elften Buch des Sozialgesetzbuches regelt die zusätzliche Betreuung und Aktivierung pflegebedürftiger Heimbewohner in stationären Pflegeeinrichtungen durch Betreuungskräfte). „Die Schüler lernen, aktivierende Einzel- und Gruppenangebote für Senioren zu erarbeiten. Das reicht vom gemeinsamen Kochen und Backen über Bewegung, Malen bis hin zu Angeboten im Garten“, beschreibt Sabine Venrath, Berufsschullehrerin im Bereich Altenpflegehilfe an der zum BBW Waiblingen gehörenden Johannes-Landenberger-Schule, die theoretischen Lehrinhalte. Diese aktivierenden Betreuungsangebote seien vor allem für Menschen wichtig, die an Demenz erkrankt sind, berichtet die Pädagogin weiter. Im Rahmen der Zertifizierung zur Betreuungskraft erlangen die angehenden Altenpflegehelfer ein ganzheitliches Bild des Menschen. Sie können die individuellen Bedürfnisse und Lebenslagen erkennen und den Menschen mit tagesstrukturierenden Angeboten unterstützen.

Um die erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten in der Praxis, also in Einrichtungen der Altenpflege umsetzen zu können, werden die Azubis ab und an im Rahmen der theoretischen Ausbildung in den Gemeindepflegehäusern in Korb und Ludwigsburg-Eglosheim in der Betreuung mitarbeiten. Unterstützt werden sie dabei von ihren Lehrerinnen aus dem BBW und den Praxisanleitern im Alexander-Stift. „Unser Standort in Ludwigsburg-Eglosheim ist eines von insgesamt vier Ausbildungshäusern im Alexander-Stift“, erklärt Anja Holzmüller, Leitung Qualifizierungs- und Ausbildungsmanagement im Alexander-Stift. „Damit schafft der Standort optimale Voraussetzung für die Integration der Ausbildung in die reale Arbeitswelt.“

Nachdem klar war, dass die geplanten Einsätze aufgrund der aktuellen Pandemielage nicht wie im Konzept vorgesehen umgesetzt werden können, wurde nach Möglichkeiten gesucht, trotzdem einen Kontakt zwischen den BBW-Auszubildenden und den Bewohnern im Alexander-Stift herzustellen. Mit dem Schreiben der Briefe wurde eine schnelle und kreative Lösung gefunden. Die Azubis lernen, auf die Bewohner einzugehen und können sich auf ihre Arbeit in der Betreuung vorbereiten. „Ich bin überrascht, wie sehr sich die Auszubildenden über Briefe freuen. Das hat etwas sehr Persönliches und löst etwas aus“, schildert Sabine Venrath die aktuelle Situation. Gleichzeitig könne man den Bewohnern eine Freude machen und die kommunikativen Fähigkeiten anregen. „Für unsere Bewohner und die Azubis ist das eine Win-Win-Situation“, so Anja Holzmüller. Trotzdem freue man sich darauf, die vielen tollen Ansätze sobald wie möglich auch vor Ort umsetzen zu können.

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