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Hilfe für Ernährung im Alltag - Diakonie Stetten gibt Handreichung zur ethischen Reflexion in Ernährungsfragen heraus

Kernen-Stetten, 8. September 2025 – Wie wollen und sollen wir uns ernähren? Diese Fragen können für alle, die an der Pflege, Versorgung und Betreuung von Menschen beteiligt sind, zu ethischen Herausforderungen werden. Die Diakonie Stetten hat deshalb eine Handreichung zur ethischen Reflexion zum Thema „Sicherung und Stärkung des Selbstbestimmungsrechts in Ernährungsfragen“ erarbeitet. Die Handreichung soll für Mitarbeitende, Klientinnen und Klienten sowie Angehörige eine Hilfestellung bei Ernährungsfragen im Alltag geben.

Die Ernährung ist lebensnotwendig für die Versorgung mit Nährstoffen sowie Flüssigkeit und damit für die Erhaltung und Wiedererlangung von Gesundheit. Jeder Mensch hat individuelle Vorlieben und Erwartungen an eine Mahlzeit, die sich im Laufe des Lebens ändern können. Aufgrund von Krankheiten, altersbedingten oder psychosozialen Einschränkungen und Veränderungen können Konflikte entstehen, die für die Klientinnen und Klienten, Mitarbeitenden und Angehörigen belastend werden können. „Bei der Auswertung unserer ethischen Fallbesprechungen über zehn Jahre hinweg, kam immer wieder das Thema Ernährung auf. Es ist ein Thema, das im Alltag häufig zu einem ethischen Dilemma führt. Daher war es uns wichtig, hier eine Hilfestellung zu erarbeiten, die im Alltag Sicherheit gibt“, erklärt Pfarrerin Nancy Bullard-Werner, Leiterin des Ethikkomitees der Diakonie Stetten.

„Beim Thema Ernährung treffen oft verschiedene Haltungen aufeinander, was z. B. eine gesunde Ernährung, Übergewicht oder Erkrankungen anbelangt. Dies führt dann meistens zu Konflikten“, erklärt Sonderpädagoge Alexander Rittberger, der federführend an der Handreichung gearbeitet hat. Die Handreichung würde die Mitarbeitenden und Angehörigen darin bestärken, die Entscheidung der Klientin oder des Klienten zu respektieren. So berichtet Alexander Rittberger, der Mitglied im Ethikkomitee ist, von einem Schüler, der das Trinken bei Aufforderung verweigerte. „Wir haben ihm einen Becher hingestellt und gemerkt, dass er irgendwann selbst trinkt. Diese Haltung hin zu mehr Gelassenheit entlastet die Mitarbeitenden unheimlich“, sagt Alexander Rittberger. Die Handreichung enthält auch ein Schaubild, das die wichtigsten Aspekte zusammenfasst und mögliche Handlungsabfolgen in einer konflikthaften Ernährungssituation zeigt. „Das Schaubild haben wir zusammen mit Mitarbeitenden aus der Praxis für die Praxis entwickelt und aus ethischer Perspektive ergänzt“, berichtet Alexander Rittberger. Zudem helfe eine Checkliste in der Handreichung die Kompetenzen einer Person bei der Nahrungsaufnahme zu erfassen.

Die Handreichung beinhaltet zudem eine Version in Leichter Sprache, so dass die Klientinnen und Klienten diese selbst lesen können. Auch der Fragebogen ist in Leichter Sprache integriert. „Dadurch können die Klientinnen und Klienten selbst ausfüllen, was ihnen wichtig ist. Das unterstreicht den Aspekt, dass die Mitarbeitenden und die Klientinnen und Klienten auf Augenhöhe kommunizieren. Zudem bringt es Entlastung für die Mitarbeitenden“, sagt Angelika Greule, die ebenfalls Mitglied im Ethikkomitee ist und an der Handreichung mitgearbeitet hat. Die Handreichung verdeutliche den Mitarbeitenden, dass sie das Ess- und Trinkverhalten der Klientinnen und Klienten so akzeptieren können, wie diese es möchten. „Viele Mitarbeitenden machen sich z. B. oft Sorgen, wenn jemand zu wenig trinkt oder zu viele Süßigkeiten isst. Das kann zu einer großen Belastung führen. Die Handreichung gibt hier Sicherheit und unterstützt“, sagt Angelika Greule.

Wichtig sei jedoch, dass es hierbei vor allem um die alltägliche Nahrungsaufnahme geht. „Die Handreichung befasst sich nicht mit Extremsituationen, wie z. B. dem Sterbefasten oder einem pathologischen Essverhalten. Das würde den Rahmen sprengen“, so Alexander Rittberger.

Das Thema Ernährung bei Menschen mit Behinderungen oder pflegebedürftigen Menschen ist sehr gut wissenschaftlich erforscht und auch in der Diakonie Stetten gibt es bereits seit vielen Jahren vielfältige Standards, wie z. B. die Ernährungspyramide oder Kalorienvorgaben bei künstlicher Ernährung. „Die Handreichung soll dazu beitragen, dass die Klientinnen und Klienten beim Thema Ernährung gut begleitet werden und sie soll den Mitarbeitenden Handlungssicherheit geben. Wenn wir das damit erreichen, dann ist viel gewonnen“, sagt Pfarrerin Nancy Bullard-Werner. 
 

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