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„Für alle Kids eine tolle Sache“ - Gelebte Inklusion bei der „SpoWo“ des VfL Waiblingen

Waiblingen, 30. August 2023 - Es herrscht Gewusel in der kleinen Sporthalle. Bei der SpoWo, der Sportwoche des VfL Waiblingen, ist nach dem vormittäglichen Geländespiel bei schweißtreibenden Temperaturen an diesem Nachmittag nun Freispiel angesagt. Um runterzukommen. Wobei „runterkommen“ ein dehnbarer Begriff ist, wenn man sich in der Halle umschaut. Runterkommen heißt eben nicht zwingend, nur entspannt auf einer Matte zu liegen.

Mittendrin im Gewusel ist auch Antonia, die wie acht weitere Kinder mit Behinderungen über den Assistenzdienst der Diakonie Stetten um Jugend- und Heimerzieherin Edith Krutsch an der SpoWo teilnehmen. Das Urteil von Antonia fällt eindeutig aus: “Ich finde es megacool hier“, sagt die 17-Jährige und strahlt. Vor allem die Besuche im Freibad, Dschungelfange oder das Burgenspiel in der Spiegelhalle haben es ihr angetan. „Ich mag auch sehr gerne Parcourspiele, wo man sich ein bisschen austoben kann“. Die aufgeweckte und schlagfertige Jugendliche, die gemeinsam mit ihrem elfjährigen Bruder Richard teilnimmt, ist bereits zum sechsten Mal bei der SpoWo dabei. „Mir macht auch alles mit Musik Spaß, vor allem Singen“. Was sich beim Geländespiel sogar prompt als hilfreich erwiesen hat.

Das Angebot der gelebten Inklusion in Waiblingen kommt sehr gut an, nicht nur bei den anwesenden Kindern und Jugendlichen, die fast alle schon seit Jahren regelmäßig an der SpoWo teilnehmen. Sondern auch bei den Betreuerinnen und Betreuern des VfL Waiblingen, die laut Auskunft des langjährigen Betreuers Dennis Peer teilweise ganz gezielt in der vierten Ferienwoche mitarbeiten, „weil es einfach Spaß macht und nie langweilig wird“. Nach vielen Jahren gemeinsamer Sporterlebnisse haben sich nicht nur die Bindungen der Kinder untereinander, sondern auch der VfL-Übungsleiter zu den Diakonie-Kindern gefestigt. „Manche Kinder kenne ich schon seit zehn Jahren“, sagt der 28-jährige Realschul-Lehrer. „Ich finde es immer sehr schön, auch weil die Kinder untereinander geringe Hemmschwellen haben und sich viel gegenseitig helfen“.

Seit 2008 gibt es die Kooperation zwischen dem VfL Waiblingen und der Diakonie Stetten, die ein Paradebeispiel für gut funktionierende und unkomplizierte Inklusion darstellt. „Es ist ein ganz tolles Projekt, um Berührungsängste durch Sport zu überbrücken“, erklärt Edith Krutsch, die bei der Diakonie Stetten für die Kooperation mit dem VfL zuständig ist. Neben ihr - als einzig hauptamtlicher Kraft der Diakonie vor Ort - sind noch drei ehrenamtliche Betreuerinnen im Einsatz, die sich um die neun Kinder und Jugendlichen im Alter von 9 bis 19 Jahren kümmern.

Eine von ihnen ist Isabela Schmid, die eigentlich Jura in Tübingen studiert, aber wie viele andere auch jeden Sommer gern nach Waiblingen zurückkehrt, um Kinder mit Behinderungen zu unterstützen. Seit 2010 war sie als Teilnehmerin bei der SpoWo dabei, seit 2017 ist sie regelmäßig als Betreuerin vor Ort. Auch sie ist begeistert vom Umgang der Kinder untereinander, sei es beim gemeinsamen Mittagessen oder auch bei den verschiedenen Aktionen und Projekten. „Ich finde es auch immer schön mitzuerleben, wie groß der Unterschied im Umgang miteinander vom ersten Tag am Montag bis zum letzten gemeinsamen Tag am Freitag ist.“

Ein positives Indiz der gelungenen Kooperation ist auch die Tatsache, dass erstmals in diesem Sommer Kinder mit Behinderungen nicht nur in der vierten Ferienwoche, sondern auch in der fünften Woche teilnehmen können. Alle Beteiligten sind dankbar und auch stolz, dass alles so problemlos läuft. „Wir freuen uns sehr über die Kooperation mit der Diakonie und es ist immer wieder toll zu sehen, wie schnell und einfach die Kids integriert werden“, sagt Alexander Humke, der Spowo-Leiter. Entsprechend emotional fallen dann auch manche Abschiede am Ende der Woche aus. So hat Alexander Humke am Freitagnachmittag einige bewegende Momente hautnah mitbekommen: „Das hat mir persönlich gezeigt, dass die Kooperation für alle Kids eine wirklich tolle Sache ist“. 

So gut kann Inklusion in der Praxis also über das Medium Sport und Bewegung funktionieren, ganz ohne theoretische Vorgaben und politische Verordnungen. Und ohne das Entscheidende aus dem Blick zu verlieren. „Das Wichtigste ist natürlich, dass die Kinder Spaß haben“, sagt Edith Krutsch. Und das haben und hatten in Waiblingen offenkundig alle - nicht nur Antonia. 

Text: Michaela Bareis
Foto: VfL Waiblingen

 

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