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Ein Lächeln zaubern

Lena Haaf aus Stuttgart hat aufgrund der Corona-Pandemie Mitte März die „Brieftauben Aktion“ ins Leben gerufen, um Menschen in sozialen Einrichtungen während dieser schwierigen Zeit eine Freude zu bereiten. Über 300 Briefe hat sie inzwischen von ehrenamtlichen Briefeschreibern weitergeschickt. In der Diakonie Stetten sind bereits über 45 Briefe an Menschen mit Behinderungen verteilt worden. Eberhard Winiarski hat einen dieser Briefe erhalten und freut sich sehr über diese besondere Aufmerksamkeit.

„Ich bin auf die Idee mit der Brieftaubenaktion gekommen, als es mit den Maßnahmen wegen Corona losging. Ich gehe immer mit dem Hund einer älteren Dame spazieren und habe gemerkt, dass sie sehr viel Redebedarf hat, weil sie ja kaum noch Kontakt mit anderen Menschen hatte“, erzählt Lena Haaf. Die Stuttgarterin recherchierte zunächst, was für soziale Einrichtungen es in der Region gibt und wer mögliche Ansprechpartner sein könnten. Anschließend rief sie in sozialen Netzwerken wie Facebook und Instagram dazu auf, dass Menschen den Bewohnerinnen und Bewohnern dieser Einrichtungen Briefe schreiben können und erstellte eine Webseite. Dazu richtete sie ein Postfach ein, aus dem sie jeden Tag die Briefe holt, zuhause sortiert und an Einrichtungen wie die Diakonie Stetten weiterleitet. „Inzwischen sind rund 300 Briefe zusammengekommen. Die Menschen sind sehr aktiv und die Aktion wird total gut angenommen. Die Leute kommen auf ganz schöne Ideen und malen oder basteln auch für die Bewohner“, sagt die 31-Jährige, die eigentlich als Teamleiterin in einer Digitalagentur arbeitet. Die Briefe leitet Lena Haaf ungeöffnet weiter, es sei denn, es steht drauf, dass eine Antwort über die Brieftauben Aktion erfolgen soll. „Ich schreibe jedem Absender einen Brief, dass sein Brief angekommen ist und ich diesen weiterleite“, sagt Lena Haaf, die die Aktion bislang aus eigener Tasche finanziert. Zwei Freundinnen helfen ihr inzwischen beim Verteilen der Briefe.

Carina Gwinner ist Ehrenamtskoordinatorin und hat in den Bereichen der Diakonie Stetten abgefragt, wer denn gerne einen Brief erhalten würde. „Es haben sich gleich 47 Bewohnerinnen und Bewohner von allen möglichen Standorten der Diakonie Stetten gemeldet“. Einer davon ist Eberhard Winiarski, der in einer Wohngruppe für Menschen mit Behinderungen in Stetten lebt. „Es war sehr schön den Brief zu lesen und ich habe mich sehr gefreut“, erzählt der 67-Jährige. Wie seine Mitbewohnerinnen und -bewohner verbrachte er in den letzten Wochen den Großteil der Zeit zuhause in der Wohngruppe. „Eigentlich besuchen mich meine Schwester und ihr Mann regelmäßig und mein Kumpel aus Albstadt kommt auch oft vorbei. Aber das geht ja gerade nicht. Daher finde ich es schön, wenn andere Menschen an einen denken“. Er hat einen Brief von einer Frau erhalten. Sie beschreibt darin ihren Alltag in Zeiten von Corona und wie ihr die anderen Menschen fehlen. Daneben hat sie ein paar nostalgische Postkarten beigelegt, die sie beim Aufräumen fand. „Ich lese mir den Brief immer wieder durch und wir wollen auch noch zurückschreiben“, sagt Eberhard Winiarski. Die Gruppenmitarbeitenden unterstützen die Bewohnerinnen und Bewohner beim Lesen der Briefe und schreiben gemeinsam mit ihnen zurück, sofern eine Adresse angegeben ist. „Man kann auch anonym einen Brief schreiben“, sagt Carina Gwinner, die zudem als Sozialpädagogin im Gruppendienst arbeitet. Es seien viele nette Worte in den Briefen und die Briefeschreiber hätten sich sehr viel Mühe gegeben. „Wir haben z. B. schon eine Collage mit ganz tollen Naturaufnahmen erhalten und auch richtig lange Briefe von zwei Seiten“.

Lena Haaf hat sich auch in der Vergangenheit bereits an vielen Stellen ehrenamtlich engagiert. Sie freut sich, dass die Aktion so toll angenommen wird und hofft, dass sich auch nach Zeiten von Corona vielleicht „die ein oder andere Brieffreundschaft ergibt oder man sich vielleicht sogar einmal besuchen kommt“.

Information:

Wer mitmachen möchte, schreibt einfach einen Brief, eine Postkarte oder malt ein Bild und schickt es an eine bereitgestellte Adresse. Wer möchte, kann seine Adresse hinterlegen und bekommt dann Antwort.

Mehr Informationen unter https://www.brieftaubenaktion.de/

RegioTV Stuttgart berichtete kürzlich über die Brieftauben Aktion:
https://www.regio-tv.de/mediathek/video/brieftaubenaktion-gegen-einsamkeit/

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Eberhard Winiarski liest sich den Brief einer Frau, der über die Brieftauben Aktion zu ihm gelangte, immer wieder gerne durch.