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Die Diakonie Stetten erinnert an ermordete Menschen mit Behinderung - Zum Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar

Kernen-Stetten, 25. Januar 2022 – Insgesamt 336 Menschen mit Behinderung wurden während der NS-Zeit mit den sogenannten „grauen Bussen“ aus der damaligen Anstalt Stetten abgeholt und in den Tötungsanstalten in Grafeneck und Hadamar ermordet. Das Gedenken an sie aufrechtzuerhalten ist der Diakonie Stetten ein großes Anliegen.

In der Diakonie Stetten wird das Gedenken an die Opfer auf vielfältige Weise aufrechterhalten. Der „Stein des Gedenkens“ auf dem Gelände der Diakonie Stetten erinnert mit den eingravierten Namen der Getöteten an die schrecklichen Geschehnisse. Hier findet in jedem Jahr am Ewigkeitssonntag im Anschluss an den Gottesdienst ein liturgisches Gebet statt. Immer wieder sind die NS-Zeit und die Verbrechen der Euthanasie auch Thema in Bildungsangeboten für Menschen mit Behinderung in den Remstal Werkstätten und im Unterricht für Schülerinnen und Schüler mit Behinderung an der Theodor-Dierlamm-Schule.

„Kann so etwas heute wieder passieren? Diese Frage stand bald im Raum, als wir uns im Unterricht mit der NS-Zeit und den Euthanasie-Verbrechen beschäftigt haben“, berichtet Sonderschulpädagogin Simone Oesterle von der Theodor-Dierlamm-Schule. „Die Schülerinnen und Schüler, die das Thema im Unterricht hatten fanden es durchweg wichtig und richtig, sich damit auseinanderzusetzen.“

Auch in den Remstal Werkstätten sind die Verbrechen der NS-Zeit immer wieder Thema. Die Initiative für die Auseinandersetzung mit der NS-Zeit geht auf einen Mitarbeiter mit Behinderung zurück. „In den Remstal Werkstätten legen wir großen Wert darauf, selbstbestimmte Bildungsangebote für Menschen mit Behinderung zu schaffen,“ erzählt Christa Rommel, Referentin für Bildung und Qualifizierung in den Remstal Werkstätten der Diakonie Stetten. „Wir haben festgestellt, dass das Interesse am Thema Euthanasie bei vielen unserer Mitarbeitenden mit Behinderung groß ist.“

Mittlerweile haben Iris Linge und Simon Brög, zwei Menschen mit Behinderung, die in den Remstal Werkstätten arbeiten, eigene Vorträge entwickelt, die mit jeweils eigenen Schwerpunkten über die Euthanasie berichten. „Ich wünsche mir sehr, dass nicht nochmal passiert, was damals war“. begründet Iris Linge ihre Motivation für die Vorträge. In einer Kooperation mit dem Stadtmuseum Schorndorf haben bereits Vorträge für die Öffentlichkeit und für Schulklassen stattgefunden. Weitere Vorträge am Stein des Gedenkens im Schlosshof der Diakonie Stetten sind geplant.

„Dass Menschen, die auf besondere Weise betroffen sind, aus Ihrem eigenen Blickwinkel über dieses Thema berichten, leistet einen wichtigen Beitrag zu Erinnerung und Gedenken,“ so Christa Rommel. Verknüpft mit der Beschäftigung mit dem Nationalsozialismus in den Remstal Werkstätten sei immer die Frage nach Widerstand und Zivilcourage heute. Daher soll in künftigen Bildungsangeboten zum Thema auch über Beispiele von Zivilcourage aus der damaligen Zeit gesprochen werden, wie etwa dem Beispiel von Leonie Fürst, einer jungen Ärztin, die sich damals in der Anstalt Stetten mutig für die von der Euthanasie bedrohten Menschen mit Behinderung eingesetzt hatte.

„Das Gedenken an die Verbrechen der NS-Zeit aufrechtzuerhalten ist uns ein großes Anliegen,“, sagt der Vorstandsvorsitzende der Diakonie Stetten, Pfarrer Rainer Hinzen.  „Wir alle haben es in der Hand, unsere Gesellschaft mitzugestalten und können einen Beitrag leisten, damit sich solch menschenverachtende und schreckliche Verbrechen nie mehr wiederholen.“

Sobald die Pandemiesituation es zulässt, planen Iris Linge und Simon Brög, wieder Führungen für Gruppen zum Stein des Gedenkens anzubieten.
 

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