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Beitrag zum Klimaschutz - Grüngruppe der Remstal Werkstätten züchtet Baumarten mit Zukunft

Kernen-Stetten, 18. September 2025 – Das Gelände der Diakonie Stetten im Herzen des Dorfes ist weitläufig und grün. Unzählige Bäume und Pflanzenarten wachsen hier seit Jahrzehnten und tragen einen wichtigen Teil zum Klimaschutz bei. Doch wer steckt eigentlich hinter der aufwendigen Pflege des Geländes, das sommers wie winters aufgeräumt und akkurat gepflegt ist? Die Gruppe des Garten- und Landschaftbaus der Remstal Werkstätten um Leiter und Gärtner Joachim Haaß ist dafür zuständig, dass die Wege von Laub befreit sind, regelmäßig die Mülleimer geleert werden, der Rasen gemäht ist, die Hecken und Sträucher geschnitten werden und neue Baumarten gepflanzt werden

Der Regen tropft an diesem Spätsommertag vom grauen Himmel, doch das Wetter bremst die Gruppe des Garten- und Landschaftsbaus der Remstal Werkstätten nicht aus, ihre Arbeiten auf dem Gelände der Diakonie Stetten zu erledigen. Zwölf Menschen mit Behinderungen arbeiten in der Arbeitsgruppe von Joachim Haaß und tragen dazu bei, dass das Gelände gepflegt ist. Sissi Mundorf ist eine der zwei Frauen, die in der Gruppe arbeiten. Sie hat sich nach dem Berufsbildungsbereich dafür entschieden, hier mitzuarbeiten, da sie gerne in der Natur ist. „Ich habe zuhause Orchideen und kenne mich gut mit Pflanzen aus. Ich wollte schon immer in der Grüngruppe arbeiten und besonders gefällt mir, die jungen Bäume zu pflegen“, sagt die 27-Jährige. Ihr Kollege Simon Brög arbeitet dagegen am liebsten mit den Maschinen: „Ich schneide gerne die Hecken und mähe den Rasen. Für den Umgang mit den Geräten mache ich regelmäßig eine Sicherheitsschulung“. Gruppenleiter Joachim Haaß und Wolfgang Tschurl, Arbeitserzieher im dritten Ausbildungsjahr, setzen die Klientinnen und Klienten entsprechend ihrer Kenntnisse und Fähigkeiten bei den anfallenden Arbeiten ein. „Das Gelände der Diakonie Stetten ist mehrere Hektar groß und die Pflege ist so aufwendig, dass es für jede und jeden eine passende Tätigkeit nach den jeweiligen Stärken gibt“, sagt Joachim Haaß.

Neben den anfallenden Aufgaben auf dem Gelände und Projektarbeiten, wie z. B. dem vor kurzem neu gebauten Spielplatz auf dem Schlossberg, bringt Joachim Haaß sein Hobby mit in die Arbeit ein: Die Pflanzenvermehrung, die einen wichtigen Teil zum Klimaschutz beiträgt. In den Räumlichkeiten des Garten- und Landschaftsbaus wird das Saatgut von alten heimischen Baumarten wie Elsbeere, Speierling oder Wildbirne mühsam aufbereitet. „Wir haben auf dem Gelände noch ein paar wenige Bäume der fast vergessenen heimischen Baumarten Elsbeere und Speierling. Diese alten Sorten sind sehr klimabeständig, da ihnen die extreme Trockenheit nicht viel ausmacht. Allerdings wurden sie fast ausgerottet, da in den 1960er Jahren viele Förster alle weiß blühenden Bäume aus dem Wald entfernen wollten, um Platz für Buchen, Eichen und Fichten zu schaffen“, erklärt Joachim Haaß, der auch im Förderkreis Speierling mitwirkt. Der Hang auf dem Schlossberg würde in den Sommermonaten sehr heiß werden, so dass jeder Quadratmeter Grünfläche zur Kühlung wichtig sei. Joachim Haaß und seine Mitarbeitenden sammeln deshalb regelmäßig die Früchte von Elsbeere und Speierling auf dem Gelände der Diakonie Stetten und entnehmen anschließend das Saatgut. „Ich muss beim Herausnehmen der Kerne aufpassen, dass ich diese nicht beschädige. Anschließend trocknen wir die Kerne erst einmal“, erklärt Mitarbeiter Murat Misirli. Er arbeitet seit 18 Jahren bei Joachim Haaß und kümmert sich am liebsten um die Beete: „Mir ist es wichtig, dass diese ordentlich sind, daher jäte ich regelmäßig das Unkraut“.  Bis das entnommene Saatgut jedoch wieder eingepflanzt werden kann, sind weitere genauestens aufeinander abgestimmte Schritte notwendig. „Wir müssen die Kerne nach der Trocknung in der Wärme und Kälte entsprechend temperieren, so dass eine natürliche Keimhemmung stattfindet, also diese nicht zu früh oder unter ungünstigen Bedingungen keimen“, erklärt Joachim Haaß. Dies sei bei den alten Wildobstbäumen anders als bei Baumarten, wie z. B. der Buche, bei der einige der Samen immer keimten. Die Jungpflanzen müssen anschließend gut geschützt vor Hasen und Wildmäusen in Töpfen im Freien wachsen. „Dafür bauen wir Schutzvorrichtungen aus Draht. Daneben müssen wir die Pflanzen immer wieder düngen, ausgrasen und gegen Pilzbefall, wie z. B. den Mehltau, behandeln“.

Die Aufzucht der jungen Bäume ist langwierig und mühsam, denn von der Aussaat bis zur Pflanzung der jungen Bäume dauert es im Durschnitt rund drei Jahre. „Aber es ist ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz und für die Klientinnen und Klienten spannend zu sehen, wie ein Baum entsteht. Sie lernen viel über Pflanzenkunde ganz nebenbei und das macht die Arbeit interessant und abwechslungsreich“, so Joachim Haaß.  
 

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