24.11.2018
Ludwig Schlaich Akademie der Diakonie Stetten feiert ihr 60-jähriges Bestehen
Mit einem Festakt und einem Fachvortrag hat die Diakonie Stetten das 60-jährige Bestehen der Ludwig Schlaich Akademie gefeiert. Bei der Jubiläumsfeier der einrichtungseigenen Bildungsstätte für soziale Berufe wurde auch an die 85-jährige Geschichte der Qualifizierung für Fachkräfte in der Behindertenhilfe und an die in Stetten liegenden Wurzeln des staatlich anerkannten Ausbildungsberufs Heilerziehungspflege erinnert.
Bereits 1933 hat Pfarrer Ludwig Schlaich, der damalige Leiter der Anstalt Stetten, erste Kurse zur Ausbildung des Personals durchgeführt und damit den Grundstein für das Berufsbild der Heilerziehungspflege in Deutschland gelegt. Nach der zeitweiligen Schließung und Beschlagnahmung der Anstalt Stetten durch das NS-Regime von 1940-1945 hat er in den Wiederaufbaujahren ab 1950 an diese Erfahrungen angeknüpft und 1958 die evangelische Schule für Heilerziehungspflege Stetten gegründet – als erste Ausbildungsstätte dieser Art in Deutschland. Sie hat 1961 die staatliche Anerkennung erhalten und trägt seit 1985 seinen Namen – seit 1994 hat sie ihren Sitz in Waiblingen und seit 2008 firmiert sie als Ludwig Schlaich Akademie.
Heute ist sie ein moderner Lernort mit Ausbildungen in Heilerziehungspflege, Sozialpädagogik (Berufskolleg für Praktikanten und Ausbildung zur Erzieherin/zum Erzieher), Altenpflege, Heilpädagogik und Arbeitserziehung. Als Bildungspartner verschiedener Hochschulen hat die Ludwig Schlaich Akademie die berufsbegleitenden bzw. berufsintegrierten Bachelor- Studiengänge Social Management, Business Administration und Bachelor Pflege iim Angebot. Ein umfangreiches Programm für Fort- und Weiterbildungen rundet das Angebot ab - das gut nachgefragt ist. Allein im Fachbereich Heilerziehungspflege absolvieren aktuell im Jahr 2018 rund 240 angehende Fach- und Assistenzkräfte in 9 Kursen ihre Ausbildung.
Neben den Einrichtungen der Diakonie Stetten arbeitet der Fachbereich mittlerweile mit rund 20 weiteren Einrichtungsträgern zusammen und bildet deren Fachkräfte der Zukunft aus.
Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Diakonie Stetten, Dietmar Prexl, würdigte in seinem Grußwort die Vorreiterrolle Schlaichs und dessen frühe Erkenntnis, dass die aus christlicher Nächstenliebe motivierte Begleitung und Pflege von Menschen mit Behinderung ein professionelles und fachliches Fundament braucht: „Der hohe Anspruch an Professionalität und Fachlichkeit, ebenso wie der große Bedarf an qualifizierten Fachkräften sind auch heute noch die wesentlichen Triebfedern für die Arbeit der Ludwig Schlaich Akademie. Was damals mit einer Handvoll Schülerinnen und Schüler unter schwierigen Rahmenbedingungen und mit extrem begrenzten Mitteln begonnen wurde, hat sich über die Jahre zu einer allseits anerkannten und hochmodernen Bildungseinrichtung mit einem breitem Spektrum an Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten entwickelt.“
Den Bogen von der Vergangenheit über die Gegenwart in die Zukunft schlug Diakonie-Experte Thomas Weiler mit seinem Fachvortrag zum Thema „Das Bundesteilhabegesetz und das Berufsbild der Heilerziehungspflege“. Der gelernte Heilerziehungspfleger, Sozialarbeiter und Diakon, der aktuell das Projekt der Diakonie Stetten zur internen Umsetzung des neuen Bundesteilhabegesetzes leitet, brach eine Lanze für das Berufsbild der Heilerziehungspflege und dessen Zukunft: „Ich bin der festen Überzeugung, dass die Heilerziehungspflege maßgeblich zur Weiterentwicklung der Behindertenhilfe in Deutschland beigetragen hat, wie sie sich jetzt im Gesetzestext des Bundesteilhabegesetzes wiederfindet. Das neue Gesetz bietet gute Chancen, die Berufsgruppe der Heilerziehungspflegerinnen und –pfleger fachlich zu stärken und fachpolitisch weiter zu profilieren. Denn sie sind nach der Intention des Gesetzgebers die Profis schlechthin für die Begleitung von Menschen mit Behinderung im Hinblick auf ein selbstbestimmtes Leben und auf die Teilhabe an der Gesellschaft.“
Martin Herrlich, der Vorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft der Ausbildungsstätten für
Heilerziehungspflege in Baden-Württemberg (LAG-HEP) bezeichnete die Ludwig Schlaich
Schule als „Keimzelle“ für bundesweit mittlerweile rund 240 Fachschulen für Heilerziehungspflege: „Der Samen der Heilerziehungspflege ist ausgehend von Stetten in Baden-Württemberg und in Deutschland gut aufgegangen“. Er regte an, die Weiterentwicklung des erfolgreichen Berufsbilds auch mit einer Überprüfung der Berufsbezeichnung zu verbinden und die Begriffe Teilhabe und Bildung mit aufzunehmen: „Eine Anpassung im Zuge des Paradigmenwechsels, aber im Geist von Ludwig Schlaich würde die Dinge wieder zusammenführen. Ich wünsche der Ludwig Schlaich Akademie für die nächsten 60 Jahre einen weiten Blick und stets offene Türen für eine Fortsetzung unserer guten Zusammenarbeit.“